11.12.2017, 21:21
+ Bodil
Na wenigstens sah er ein, dass es ihm eben keineswegs egal war, dass sie anstelle seiner Verlobten hier bei ihm war. Das war aber auch das einzig Positive an seiner Reaktion. „Ich verstehe nicht, was sie dir getan hat.“ Seufzend rieb sie sich die Stirn, ging zum Eimer und stellte ihn wieder an seinen Platz. „Was war genau nochmal deine Mühe, die du investiert hast? Deine wunderbare Geduld, deine unfehlbaren Manieren oder doch eher dein sonniges Gemüt?“, lästerte sie und schnaubte. Also wirklich! „Dass du die Reise auf dich genommen hast, war ja nur logisch, sonst lässt es sich wohl schwer einschätzen, ob dieses Land eine Heirat wert ist.“, legte sie noch nach und ließ ihn dann einfach stehen. Manchmal waren er und seine merkwürdige Logik echt zu viel für sie.
Ein Glück sorgte der wilde Ritt bei ihnen beiden dafür, dass die Gemüter sich etwas abkühlten. Zumindest so weit, dass sie ihren Humor wieder fand. Anfangs freute sie sich, dass sie ihm ein Lachen entlocken konnte. Allerdings verging ihre Freude schnell wieder, als er erneut zu sprechen begann. Stöhnend legte sie den Kopf in den Nacken. „Du machst mich fertig!“, grummelte sie, halb amüsiert, halb frustriert. „Das heißt also, dir ist es wichtiger, dass deine Frau hübsch, lustig, akrobatisch, musikalisch und kinderlieb ist, als dass sie gut für deine Leute sorgt?“ Sie hob betont skeptisch eine Augenbraue. „Wobei ich anmerken könnte, dass sie durchaus hübsch ist und du ihr noch nicht die Chance gegeben hast, eines der anderen Talente auf deiner wundersamen List unter Beweis zu stellen. Du hast ihr nicht einmal fünf Minuten gegeben, um sich frei zu machen. Ich könnte zuhause auch nicht einfach los. Ich hab da auch meine Aufgaben.“, rügte sie ihn sanft. „Ganz abgesehen davon, dass ich auch nicht alle diese Talente aufweise und mich würdest du doch angeblich heiraten...“ Herausfordernd sah sie ihn an. Es war über ihr Dorf hinaus allgemein bekannt, dass sie wirklich keinerlei Talent in Sachen Musik und Tanz hatte.
Tja und dann kam er mit dieser fürchterlichen Idee. Ab da war der Ausritt für sie nur noch eine bloße Tortur. Wobei sie nicht einmal wusste, was sie schlimmer fand. Dass er seine Verlobte einfach an seinen Bruder weiter reichen wollte, was diese nun wirklich nicht verdient hatte, oder dass ihn diese Idee so begeisterte. Wahrscheinlich war es die Kombination aus beidem, die ihr regelrecht die Brust zuschnürte. Denn seine sichtbare Zufriedenheit wollte sie auch nicht zerstören. Sie konnte sie eben nur ganz sicher nicht teilen. Sie wollte nicht, dass Drarulf die Blonde heiratete. Nicht, weil sie diese nicht mochte, sondern weil sie ihn grundsätzlich nicht verheiratet sehen wollte. Auch wenn die Gründe dafür wohl mehr als falsch war. Weswegen es ihr letztlich auch schwer fiel, halbwegs starke Argumente zu finden, die gegen diese Verbindung sprachen. Ihre Stimmung war jedenfalls im Gegensatz zu seiner auf ihrem absoluten Tiefpunkt, als sie die Stallungen wieder erreichten.
Genau da fiel ihm natürlich auf, dass sie seine Begeisterung nicht teilte. Der Mann besaß echt ein Feingefühl wie ein Bär im Ameisenhaufen. Schnaubend schüttelte sie den Kopf, sprang von ihrem Pony und sattelte es ab, um es mit etwas Stroh energischer als sonst abzureiben. „Ich mache mir Sorgen, was die Engländer davon halten werden, wenn du deine durchaus bemühte Verlobte einfach weiter reichen willst.“, redete sie sich eilig raus und lief mit einem Blick an ihm vorbei rot an. Das Gesicht der Blonden verriet nicht, ob sie die Unterhaltung verstanden hatte, doch sie meinte in ihren Augen einen stillen Schmerz zu sehen. Nur ganz kurz, einen Wimpernschlag lang, dann sah sie gewohnt gefasst aus wie sie da an dem Tor zu den Stallungen stand. „Es tut mir leid, dass ich nicht rechtzeitig hier war, um euch zu begleiten.“, entschuldigte sie sich bei ihnen. Yanaba lächelte sie beruhigend an, sagte aber vorsorglich nichts, sondern senkte den Blick und konzentrierte sich auf ihr Pony und die Bewegung ihres Armes.
Bodil kam langsam näher, zwang sich dazu, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie die unfreiwillig belauschten Worte verletzt hatten. Kurz huschte ihr Blick zu der dunklen Schönheit, kurz erwiderte sie ihr Lächeln, ehrlich und warm. Dann sah sie ihren Verlobten vermeintlich kühler an. „Falls ihr wollt, könnte ich euch die Burg zeigen.“, bot sie ihm an. „Oder das Dorf.“ Unsicher blickte sie ihn an. Es würde sie so gar nicht wundern, wenn er wenig charmant ablehnen würde. Denn anscheinend hatte er bereits beschlossen, dass sie seiner nicht würdig war. Sie wusste selber nicht, wieso sie das so traf. Sie hatte nie ganz zu den Engländern gehört. Wieso sollte das bei den Nordmännern anders sein? Sie war eben von beidem nur die Hälfte. Sie gehörte nirgendwo hin. Das hatte sie doch im Grunde schon vorher gewusst. Das wurde ihr doch seit dem Tod ihrer Mutter immer wieder gezeigt. Sie atmete durch und drängte den Schmerz und die Sehnsucht nach einer echten Heimat entschlossen zurück. Konzentrierte sich wieder allein darauf, dass schlechte Verhalten ihres Vaters und seiner Frau wenigstens halbwegs auszugleichen. Wenn eben offensichtlich auch unzureichend.
Na wenigstens sah er ein, dass es ihm eben keineswegs egal war, dass sie anstelle seiner Verlobten hier bei ihm war. Das war aber auch das einzig Positive an seiner Reaktion. „Ich verstehe nicht, was sie dir getan hat.“ Seufzend rieb sie sich die Stirn, ging zum Eimer und stellte ihn wieder an seinen Platz. „Was war genau nochmal deine Mühe, die du investiert hast? Deine wunderbare Geduld, deine unfehlbaren Manieren oder doch eher dein sonniges Gemüt?“, lästerte sie und schnaubte. Also wirklich! „Dass du die Reise auf dich genommen hast, war ja nur logisch, sonst lässt es sich wohl schwer einschätzen, ob dieses Land eine Heirat wert ist.“, legte sie noch nach und ließ ihn dann einfach stehen. Manchmal waren er und seine merkwürdige Logik echt zu viel für sie.
Ein Glück sorgte der wilde Ritt bei ihnen beiden dafür, dass die Gemüter sich etwas abkühlten. Zumindest so weit, dass sie ihren Humor wieder fand. Anfangs freute sie sich, dass sie ihm ein Lachen entlocken konnte. Allerdings verging ihre Freude schnell wieder, als er erneut zu sprechen begann. Stöhnend legte sie den Kopf in den Nacken. „Du machst mich fertig!“, grummelte sie, halb amüsiert, halb frustriert. „Das heißt also, dir ist es wichtiger, dass deine Frau hübsch, lustig, akrobatisch, musikalisch und kinderlieb ist, als dass sie gut für deine Leute sorgt?“ Sie hob betont skeptisch eine Augenbraue. „Wobei ich anmerken könnte, dass sie durchaus hübsch ist und du ihr noch nicht die Chance gegeben hast, eines der anderen Talente auf deiner wundersamen List unter Beweis zu stellen. Du hast ihr nicht einmal fünf Minuten gegeben, um sich frei zu machen. Ich könnte zuhause auch nicht einfach los. Ich hab da auch meine Aufgaben.“, rügte sie ihn sanft. „Ganz abgesehen davon, dass ich auch nicht alle diese Talente aufweise und mich würdest du doch angeblich heiraten...“ Herausfordernd sah sie ihn an. Es war über ihr Dorf hinaus allgemein bekannt, dass sie wirklich keinerlei Talent in Sachen Musik und Tanz hatte.
Tja und dann kam er mit dieser fürchterlichen Idee. Ab da war der Ausritt für sie nur noch eine bloße Tortur. Wobei sie nicht einmal wusste, was sie schlimmer fand. Dass er seine Verlobte einfach an seinen Bruder weiter reichen wollte, was diese nun wirklich nicht verdient hatte, oder dass ihn diese Idee so begeisterte. Wahrscheinlich war es die Kombination aus beidem, die ihr regelrecht die Brust zuschnürte. Denn seine sichtbare Zufriedenheit wollte sie auch nicht zerstören. Sie konnte sie eben nur ganz sicher nicht teilen. Sie wollte nicht, dass Drarulf die Blonde heiratete. Nicht, weil sie diese nicht mochte, sondern weil sie ihn grundsätzlich nicht verheiratet sehen wollte. Auch wenn die Gründe dafür wohl mehr als falsch war. Weswegen es ihr letztlich auch schwer fiel, halbwegs starke Argumente zu finden, die gegen diese Verbindung sprachen. Ihre Stimmung war jedenfalls im Gegensatz zu seiner auf ihrem absoluten Tiefpunkt, als sie die Stallungen wieder erreichten.
Genau da fiel ihm natürlich auf, dass sie seine Begeisterung nicht teilte. Der Mann besaß echt ein Feingefühl wie ein Bär im Ameisenhaufen. Schnaubend schüttelte sie den Kopf, sprang von ihrem Pony und sattelte es ab, um es mit etwas Stroh energischer als sonst abzureiben. „Ich mache mir Sorgen, was die Engländer davon halten werden, wenn du deine durchaus bemühte Verlobte einfach weiter reichen willst.“, redete sie sich eilig raus und lief mit einem Blick an ihm vorbei rot an. Das Gesicht der Blonden verriet nicht, ob sie die Unterhaltung verstanden hatte, doch sie meinte in ihren Augen einen stillen Schmerz zu sehen. Nur ganz kurz, einen Wimpernschlag lang, dann sah sie gewohnt gefasst aus wie sie da an dem Tor zu den Stallungen stand. „Es tut mir leid, dass ich nicht rechtzeitig hier war, um euch zu begleiten.“, entschuldigte sie sich bei ihnen. Yanaba lächelte sie beruhigend an, sagte aber vorsorglich nichts, sondern senkte den Blick und konzentrierte sich auf ihr Pony und die Bewegung ihres Armes.
Bodil kam langsam näher, zwang sich dazu, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie die unfreiwillig belauschten Worte verletzt hatten. Kurz huschte ihr Blick zu der dunklen Schönheit, kurz erwiderte sie ihr Lächeln, ehrlich und warm. Dann sah sie ihren Verlobten vermeintlich kühler an. „Falls ihr wollt, könnte ich euch die Burg zeigen.“, bot sie ihm an. „Oder das Dorf.“ Unsicher blickte sie ihn an. Es würde sie so gar nicht wundern, wenn er wenig charmant ablehnen würde. Denn anscheinend hatte er bereits beschlossen, dass sie seiner nicht würdig war. Sie wusste selber nicht, wieso sie das so traf. Sie hatte nie ganz zu den Engländern gehört. Wieso sollte das bei den Nordmännern anders sein? Sie war eben von beidem nur die Hälfte. Sie gehörte nirgendwo hin. Das hatte sie doch im Grunde schon vorher gewusst. Das wurde ihr doch seit dem Tod ihrer Mutter immer wieder gezeigt. Sie atmete durch und drängte den Schmerz und die Sehnsucht nach einer echten Heimat entschlossen zurück. Konzentrierte sich wieder allein darauf, dass schlechte Verhalten ihres Vaters und seiner Frau wenigstens halbwegs auszugleichen. Wenn eben offensichtlich auch unzureichend.