Being Human... or something like that
#28
Sie rechnete es ihm durchaus an, dass er ihr kooperatives Verhalten nicht nur als solches erkannte, sondern es eben auch anerkannte. Sie erwiderte dennoch nichts. Sie lächelte lediglich matt und zuckte etwas verlegen mit den Schultern. Unzählige Proben später konnte sie sich dann endlich wenigstens optisch wieder in einen Menschen verwandeln, bevor sie erneut auf den Psychologen traf. 

Dieses Mal führte er sie in ein Büro. Sein Büro wie ein kurzer Blick auf den Namen an der Tür ihr offenbarte. Unwillkürlich entspannte sie sich etwas mehr. Sein Büro war deutlich angenehmer wie ein Verhörraum, weswegen sie nur zu gerne auf dem angebotenen Sessel Platz nahm. Nach einem kurzen Zögern, zog sie die Beine halb unter sich und machte es sich begleitet vom leisen Knarzen des Leders bequem. Als er dann auch noch einen herrlich würzig duftenden Chai Latte neben sie stellte, lächelte sie das erste Mal warm. Auch wenn ihr das Lächeln bereits beim nächsten Wimpernschlag wieder verging. Wie konnte sie lächeln, wenn ihre Eltern eben erst gestorben waren? Noch dazu auf diese Art und Weise. Sich selber rügend senkte sie erneut ernst den Blick, griff dann aber doch nach dem tröstlich warmen Glas und nippte daran, während auch er sich setzte.

Er erklärte ihr das weitere Vorgehen. Stumm nickte sie, als Zeichen, dass sie verstanden hatte und nichts gegen eine Aufzeichnung des folgenden Gesprächs hatte. Sie hoffte weiterhin nur, dass sie irgendwie helfen konnte, den Täter zu überführen. Schweigend lauschte sie wie er die Aufnahme eröffnete. Es war eigenartig beklemmend die blutigen Ereignisse der vergangenen Nacht auf eine einfache Nummer reduziert zu hören. Ein Gefühl, welches durch die schlichte Nennung ihrer Rechte noch verstärkt wurde. So blinzelte sie auch im ersten Moment nur etwas überfordert, als er das Gerät in ihre Richtung drehte.

Schließlich atmete sie einmal bewusst durch und begann dann mit leiser, aber klar verständlicher Stimme seiner Aufforderung nachzukommen. Sie nannte ihren vollständigen Geburtsnamen sowie alle dazugehörigen Daten. Sie erzählte von ihrer Arbeit als Altenpflegerin, outete sich als kinderlosen Single und versuchte nicht an der stillen Erkenntnis hängen zu bleiben, dass ihr Leben wirklich öde klang. Eben bis zur letzten Nacht. Als sie bei dieser angekommen war, wich die Ruhe aus ihrer Stimme, senkte sie den Blick auf das warme Glas in ihren Händen. „Ich erinnere mich an kaum etwas.“, seufzte sie hörbar frustriert. „Ich überlege schon die ganze Zeit... war ich zuhause? War ich auf dem Rückweg von der Arbeit? Ich weiß es nicht mehr. Es ist...“ Hilflos gestikulierte sie etwas mit einer Hand. „...als wären da nur eigenartig verschwommene Bilder. Meine Eltern. Blut. Ein merkwürdiges Knurren. Schreie. Viele Schreie. Dann der Wald. Wieder das Haus. Noch mehr Blut. Und dann diese Geräusche... eine Mischung aus Knacken und Reißen und... dann Stille.“ Sie hob den Blick, ohne Caden wirklich zu sehen. „Es sind so viele Bilder... doch ich kriege sie nicht sortiert. Ich kann nicht einmal sagen, was real ist und was... nicht.“ Sie blinzelte und schnaubte frustriert. „Ich bin eine grausige Zeugin.“
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RE: Being Human... or something like that - von Erin - 14.02.2018, 19:45



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